Kognitiv aktivierende Aufgaben sind in aller Munde. Aber was genau macht den Charakter einer solchen Aufgabe aus? Wie sollten die Aufgaben gestaltet und begleitet sein?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen haben wir für Sie im Folgenden wichtige Merkmale zur Gestaltung und zur Verwendung solcher Aufgabentypen im Unterricht zusammengestellt:
Merkmale
Kognitiv aktivierende Aufgaben ...
sollten motivierend und sinnstiftend sein (z.B. durch Lebensweltbezug/ Alltagsnähe).
sollten konsequent auf ein (Lern-) Ziel ausgerichtet sein.
sollten es den Lernenden ermöglichen sich aktiv und vertieft mit einem Lerngegenstand auseinanderzusetzen.
knüpfen an das Vorwissen und die individuellen (Lern-) Ausgangslagen der Lernenden an.
bieten einen Zugang auf verschiedenen (Lern-) Niveaus (wichtig v.a. für schwächere Schüler: innen).
sollen komplexe Denk- und Problemlöseprozesse fokussieren, die ggfs. auch mehrere Wissensbereiche zusammenführen.
können kognitive Konflikte/ Irritationen auslösen (z.B. durch Falschbehauptungen).
sollten nicht mithilfe bekannter Routinen lösbar sein.
sollten den Transfer von Bekanntem auf neue Situationen und/ oder Probleme ermöglichen.
sollten ggfs. mehrere Lösungswege ermöglichen.
müssen nicht immer alle zur Lösung relevanten Inhalte vorhalten, sondern die Lernenden auch selbst danach suchen lassen.
sollten durch die Lehrkraft konstruktiv unterstützt und begleitet werden.
Durchführung im Unterricht Es ist wichtig zu verstehen, dass auch kognitiv aktivierend gestaltete Aufgaben nicht automatisch Selbstläufer sind. Der Weg vom Lernangebot einer Aufgabe über die Nutzung bis hin zum Lernerfolg ist komplex und kann an einigen Stellen auch scheitern (vgl. Leuders 2022).
Lernende neigen in der Tendenz dazu Aufgaben eher oberflächlich zu beantworten und das Lernangebot zur kognitiven Aktivierung nicht zwingend auszuschöpfen (vgl. Kapitäns-Aufgaben, "do-what-I-mean-Aufgaben").
Folgende Dinge sollten beachtet werden:
Die Aufgaben müssen konstruktiv durch die Lehrkraft begleitet werden (Scaffolding)
Die Aufgaben muss sinnvolle in den Unterrichtsverlauf eingebettet sein.
Die Aufgaben sollten nicht spontan im Anforderungsniveau gesenkt werden
Die Lernfortschritte der Schüler: innen sollten in irgendeiner Form sichtbar gemacht werden (z.B. Gespräche, Entwicklung eines Produktes, Fokus auf prozessbezogenen Kompetenzen).
Schüler: innen mit dem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot
Das Bearbeiten von kognitiv aktivierenden Aufgaben kann vor allem für Schüler: innen mit dem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot eine große Herausforderungen darstellen. Bedeutsame Voraussetzungen zur Bearbeitung dieses Aufgabentyps stellen für diese Lerngruppe häufig noch zentrale Lernfelder dar, z.B.
Motivation für den Lerngegenstand
benötigte inhalts- und prozessbezogene Kompetenzen
mentale Funktionen wie z.B. schlussfolgerndes Denken, Problemlösefähigkeit, Handlungsplanung ...
Kooperatives Lernen, Lernen im Team/ in der Gruppe
(Lern-) Strategien
...
Die Frage, die man sich als Lehrkraft stellen muss ist aber trotzdem nicht OB, sondern WIE, WANN und IN WELCHEM UMFANG diese Schüler: innen in aktive Denk- und Problemlöseprozesse gebracht werden können!
Ein zentrales Merkmal der individuellen Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB) ist die Diagnostik und die damit verbundene Frage wie man den individuellen (Lern-) Voraussetzungen der Schüler: innen begegnen kann, um zu passenden individuellen Bildungsangeboten zu gelangen. Ausgehend von diesem Fokus, können mithilfe der oben aufgeführten Merkmale kognitiv aktivierend Aufgaben auf unterschiedlichsten (Lern-) Niveaus entwickelt werden.